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Was ich vom Staubsauger über Grenzen lernen durfte





(Oder: Warum du nicht jeden Dreck einsaugen musst)


Ich habe einen Staubsauger.

Er ist zuverlässig, laut – und total überfordert, wenn ich ihn über seine Grenzen bringe.

Klingt vertraut?


🧹 Kapitel 1: Der Saugreflex

Wann immer irgendwo Dreck auftaucht – zack, bin ich da.

Gefühlt bin ich der emotionale Staubsauger für mein Umfeld.

Du hast ein Problem? Ich hör zu.

Du hast ein Drama? Ich regle das.

Du hast schlechte Laune? Ich lächle doppelt, damit’s wieder schön ist.

Aber weisst du, was passiert, wenn man mit einem Staubsauger über Schlamm fährt?

Er gibt auf, stinkt und raucht vielleicht ein bisschen.


🚫 Kapitel 2: Nicht mein Dreck

Es hat gedauert, bis ich verstanden habe:

Nicht jeder Dreck ist meiner.

Ich muss nicht jedes Chaos aufsaugen.

Ich bin nicht dafür da, die Probleme anderer zu lösen – schon gar nicht dann, wenn ich dabei meine eigenen übersehe.

Manche Menschen lassen ihren Mist einfach liegen, weil sie wissen:

„Da kommt schon jemand mit einem grossen Herzen und einem noch grösseren Verantwortungsgefühl.

Gemeint war ich.


🔌 Kapitel 3: Das Kabel – und mein einziger körperlicher Kontakt

Mein Staubsauger hat ein Kabel, das sich auf Knopfdruck einzieht.

Klingt harmlos – ist es aber nicht.

Denn wer schon mal leichtsinnig den Knopf gedrückt hat, während das Ding noch quer durchs Zimmer lag, kennt den Schmerz:

Das Kabel peitscht dir mit Wucht gegen die Knöchel.

Unvermittelt. Brutal.

Manchmal denke ich: Das ist mehr körperlicher Kontakt, als ich in mancher Woche habe.

Nur mit mehr Gewalt und weniger Romantik.

Ein bisschen SM, nur dass ich nicht zugestimmt habe.

Und nein, süsser Schmerz war das nicht.

Aber ganz ehrlich:

Ich war oft genau wie dieses Kabel.

Zuerst total verfügbar, immer auf „An“ und wenn’s mir zu viel wurde – zack! Rückzug.

Einmal quer durch den Raum, ohne Rücksicht auf Verluste.

Touché, Staubsauger. Touché..


🧭 Kapitel 4: Grenzen – der eingebaute Filter

Ein Staubsauger hat einen Filter.

Er sorgt dafür, dass das Gerät funktioniert, ohne sich zuzumüllen.

Warum glauben wir, als Menschen ohne Grenzen funktionieren zu müssen?

Grenzen sind keine Mauern.

Sie sind Filter.

Sie lassen das rein, was gut tut – und halten das raus, was kaputt macht.


💡 Kapitel 5: Ich sauge nur noch auf Einladung

Heute frag ich mich:

Will ich das gerade wirklich aufsaugen – oder tu ich’s aus Pflichtgefühl, Angst oder Gewohnheit?

Wenn mein Energiebeutel voll ist, dann wird nicht mehr weitergesaugt.

Dann wird ausgestöpselt, pausiert und regeneriert.

Und wenn jemand sagt: „Du bist aber sonst immer da für mich…“Dann sage ich: „Der Beutel ist voll, Schatz.“


🧘 Fazit: Du darfst NEIN sagen – ganz ohne schlechtes Gewissen

Grenzen zu setzen heisst nicht, egoistisch zu sein.

Es heisst, gesund zu bleiben.

Es heisst, achtsam zu sein mit dir selbst, damit du nicht irgendwann als qualmender Haufen aus Überforderung endest.

Und wenn du dich das nächste Mal wie ein peitschendes Staubsaugerkabel zurückziehst –vielleicht ist das ein Zeichen, dass du deine Grenze viel früher hättest setzen dürfen.

Nicht, wenn’s knallt. Sondern dann, wenn du das erste Ziehen spürst.



👉 Erkennst du dich im emotionalen Staubsauger-Modus wieder? Schreib mir – oder drück den Ausknopf, bevor das Kabel zuschlägt.

 
 
 

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